Seit über zwanzig Jahren setzen
sich Verkehrs-und Umweltverbände für den Erhalt der “Wendlandbahn” zwischen
Lüneburg und Dannenberg ein. Die lange stillegungsgefährdete Linie – auch als
“Castorbahn” wegen der Atomtransporte ins Zwischenlager Gorleben bekannt- ist
jetzt für mindestens 15 Jahre gesichert. Seit dem 14.Dezember 2014 fährt das
Bahnunternehmen “Erixx” auf der Nebenbahn und das bis 2029. Und seit diesem Datum gilt auf der gesamten
Wendlandbahn auch der Tarif des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV).
Bereits am 5.Oktober 2014 fuhr
Erixx erstmals ins Wendland. Anlässlich des Mobilitätstages im Landkreis
Lüchow-Dannenberg wurde auch die Jeetzeltalbahn zwischen Dannenberg und der
Kreisstadt Lüchow im 2-Stunden-Takt befahren. Über 1000 Fahrgäste genossen die
Fahrt auf der seit 1975 für den täglichen Personenverkehr nicht mehr genutzten
Bahnstrecke, die von der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE) betrieben wird.
Der Landkreis Lüchow-Dannenberg,
die Anliegergemeinden sowie die Verbände im Deutschen Bahnkundenverband (DBV)
fordern seit einigen Jahren eine Reaktivierung der Bahnstrecke Dannenberg –
Lüchow und weiter ins altmärkische Salzwedel. Dort besteht Anschluss Richtung
Berlin, Hamburg und Magdeburg, wohin viele Fernpendler aus der Region täglich
fahren.
Trotz aller Bemühungen gibt es auf
Landes-und Bundesebene jedoch wenig Interesse an dieser Bahnreaktiverung. In
ganz Niedersachsen sollen in den nächsten Jahren nur wenige Bahnstrecken
reaktiviert werden. Die Verbindung zwischen Dannenberg und Salzwedel soll nicht
darunter sein.
Aus diesem Grund strebt der neu
gegründetete Förderverein Jeetze(l)talbahn jetzt den großen Wurf an: Das
Bahnprojekt “Ostheide-Wendland-Altmark- Jeetze(l)talbahn” als Modell für
längerübergreifende Bahnachsen und Motor für ländliche abgelegene Räume.
Nördlicher Startpunkt ist das
Oberzentrum Lüneburg, Universitätsstadt unweit der Millionenstadt Hamburg, mit
IC-Anbindung und stündlichen Metronom-Zügen zwischen Hannover und Hamburg. Die
bereits erwähnte Wendlandbahn nach Dannenberg ist der erste Abschnitt der
geplanten Bahnachse. Mit nur fünf Zugpaaren und einer Fahrzeit von 67 Minuten
für nur 53 Kilometer ist sie für Berufspendler sehr unattraktiv. Dennoch
konnten die geringen Fahrgastzahlen in den letzten Jahren deutlich gesteigert
werden.
Für die kommenden Jahre werden
aufgrund der Ausweitung des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) und den Einsatz
moderner Züge vom Bahnunternehmen Erixx eine weitere Fahrgaststeigerung
erwartet. Dennoch ist eine Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf 80 km/h und
der damit verbundenen Fahrzeitreduzierung auf 50 Minuten dringend geboten, um
einen 2-Stunden-Takt mit einem Fahrzeug fahren zu können. Dies wird zur Zeit
von der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) verfolgt.
Ab Dannenberg soll anschließend die
Jeetzeltalbahn in die Kreisstadt Lüchow und weiter bis ins Städtchen Wustrow
reaktiviert werden. Bis dahin liegen auch noch die Gleise. Ab Wustrow bis zur
altmärkischen Kreisstadt Salzwedel ist die Bahntrasse freigehalten, aber die
Gleise entfernt worden. Teilungsbedingt wurde die durchgehende Bahnverbindung
nach dem 2.Weltkrieg an der innerdeutschen Grenze in Lübbow unterbrochen. Von
dort fuhren in den 1950er Jahren durchgehende Züge über Dannenberg, Uelzen und
Bremen bis nach Bremerhaven.
In Salzwedel verkehrt der
Regionalexpress 20 von Uelzen nach Magdeburg über Stendal, wobei in Stendal ein
direkter Anschluss zu den IC-Zügen nach Berlin besteht.
Im Jahre 2002 wurde die Bahnstrecke
von Salzwedel nach Oebisfelde – kurz vor den Toren Wolfsburgs – eingestellt. In
diese Nebenbahn wurde nach der Wende wie bei vielen anderen Strecken nur das
Nötigste investiert: 90 Minuten Fahrzeit für 60 Kilometer sprechen eine
deutliche Sprache für eine verfehlte Verkehrspolitik.
Zwischen Salzwedel und Oebisfelde
liegen wichtige Grundzentren wie Klötze und Beetzendorf , aber eben auch eines
der größten bahnfreien Gebiete Deutschlands.
Im Rahmen des Bahnprojektes soll
auch diese Nebenbahn reaktiviert werden, so dass eine durchgehende Nord –
Südachse von Lüneburg nach Wolfsburg über Lüchow-Dannenberg und Altmark
entstehen würde. Entlang dieser Achse wohnen rund 50% der Bevölkerung dieser
Landkreise mit einigen Kleinstädten, vielen Betrieben und Schulzentren. Mit
einer schnellen Bahnanbindung Richtung Hamburg, Berlin, Wolfsburg, Magdeburg
und Hannover wird die Randlage dieser Region aufgehoben.
Der Förderverein Jeetze(l)talbahn
schlägt für die Bahnachse zwei Linien vor: Ein schneller Regionalexpress soll
im 2- Stunden-Takt die 160 km lange Strecke in 2,5 Stunden bewältigen und
zwischen Hitzacker und Klötze nur die größeren Haltepunkte bedienen. Ergänzt
werden könnte dieser durch eine Regionalbahn zwischen Hitzacker und Klötze, die
vornehmlich den Schüler-und Berufsverkehr dient .
Die Verkehrsverbände in Altmark und
Wendland sehen in der Bahnachse als Modellprojekt eine landes-und bundesweite
Bedeutung. Länderübergreifend können so abgelegene ländliche Räume mit einer
guten Verkehrsanbindung neu belebt werden.
Entlang der Bahnachse sollen nach
den Vorstellungen der Verbände nachhaltige Bauprojekte vor Ort die positive
Entwicklung unterstützen: Wiederbelebung der Innenstädte, neue
Bahnhofsquartiere, Nutzung leerstehender Häuser für Kunstprojekte usw.
Warum eigentlich Jeetze(l)talbahn?
Das Flüsschen Jeetze entspringt im altmärkischen Drömling und verläuft entlang
der Bahnachse auch durch Salzwedel weiter Richtung Norden bis Hitzacker, wo es
in die Elbe mündet. Auf niedersächsischen Gebiet heißt das Gewässer “Jeetzel”,
wodurch sich der Name “Jeetze(l)talbahn” selbst erklärt.
Jetzt ist die Politik gefragt. Will
man nur noch Autobahnen oder ICE-Trassen bauen? Oder können für relativ kleines
Geld neue Bahnachsen in der Provinz entstehen, um die Landflucht zu stoppen?
Stichpunkte:
–
Beschleunigung Lüneburg – Dannenberg auf 50 Min.
Neuer Halt
„Hitzacker-Schule“ für Schülerverkehr und Innenstadt
–
Reaktivierung Dannenberg – Salzwedel
DAN-Mitte, DAN-West, DAN-Krankenhaus,
Jameln, Grabow, Gollau, Lüchow-Nord, Lüchow-Mitte, Lüchow-Schulzentrum,
Klennow(?),Wustrow, Teplingen, Lübbow
–
Reaktivierung Salzwedel – Oebisfelde
SAW-Mitte, SAW-Altstadt, Dambeck,
Kuhfelde, Siedenlangenbeck, Beetzendorf, Bandau, Klötze, Kusey, Kunrau
–
Weiterführung Oebisfelde – Wolfsburg
Elbe-
Jeetze(l)- Express Lüneburg – Wolfsburg
hält zwischen Hitzacker und Klötze
nur an größeren Bahnhöfen
Jeetze(l)talbahn:
Hitzacker-Klötze
hält überall. Lüneburg – Wolfsburg
2-Std.-Takt, Hitzacker – Klötze stdl.
Strukturförderungsprojekt
zur Stärkung des ländlichen Raumes.
Nachhaltige Projekte zwischen Dahlenburg und Kunrau wie Solarbahn, Kulturpfad,
Tor zur Innenstadt, Senioren- Wohngemeinschaften, Hochschule Lüchow,
Bahnhofsviertel Beetzendorf
Vorbild:
Oben an der Volme
Städtebau-Projekt in NRW/Märkischer Kreis
mit Lückenschluss durch die Volmetalbahn. Umgestaltung der Innenstädte,
Kulturräume, Radwege, Renaturierung des Flusses.